Masdar, eine Stadt, die ganz auf erneuerbare Energien setzt, mit der Sonne als wichtigstem Energielieferanten – das ist das ehrgeizige Projekt des Emirats Abu Dhabi am Persischen Golf. Mitten in der Wüste entsteht seit 2008 die größte Stadt, die ganz auf CO2 Emissionen verzichten und ausschließlich mit erneuerbaren Energien versorgt werden soll.
Es klingt ein wenig paradox, dass gerade in einem Land, das geradezu auf Öl schwimmt, die erste Stadt entstehen soll, die als Vorbild für die sogenannten Smart Cities dienen soll. Doch die Lage mitten in der Wüste garantiert, dass Sonne in ausreichendem Maße zur Verfügung steht. Die Emirate haben außerdem große Erfahrung darin, Großprojekte aus dem Boden zu stampfen. So einfach wie andere Projekte erweist sich die Durchführung jedoch nicht. War anfangs von einer Fertigstellung im Jahre 2015 ausgegangen worden, wurde der Zeitpunkt nach hinten verschoben. Finanzielle Engpässe und unvorhersehbare Probleme bei der Errichtung der ökologischen Anlagen sind aufgetreten, die den Bau erheblich verzögern. 2025 soll Masdar 40.000 Menschen beherbergen. Gleichzeitig wird die Stadt dann zum Hauptsitz der Internationalen Organisation für Erneuerbare Energien (IRENA).
Verantwortlich für das gesamte Projekt zeichnet die Abu Dhabi Future Energy Company (ADFEC) zusammen mit Scheich Muhammad bin Zayid Al Nahyan. Für die Planung konnte das renommierte Architekturbüro Foster + Partners gewonnen werden, das auch an der Neugestaltung des Berliner Reichstags beteiligt war. Sir Norman Foster, einer der berühmtesten Architekten der Welt selbst hat einen großen Teil der Planung in die Hand genommen.
Neben der Klimaschonung durch die ausschließliche Verwendung der alternativen Energien wie Sonne und Windkraft steht auch die Vermeidung von Müll auf dem Programm der Stadtentwicklung. Das Trinkwasser wird durch solarbetriebene Entsalzungsanlagen aufbereitet. Auch das Brauchwasser für die Parks und Äcker wird wieder verwendet. Die Bürogebäude werden mit Sensoren ausgestattet, die die Stromversorgung regeln. Ist kein Mensch im Raum anwesend, wird automatisch das Licht ausgeschaltet.
Normale Autos wird es in der Öko-Stadt nicht geben. Zugelassen sind nur Fahrzeuge mit elektrischem Antrieb. Für den Transport der Bewohner sorgt eine Kabinenbahn. Fahrkabinen, die bis zu sechs Personen fassen, sollen die Fahrgäste an die verschiedenen Punkte der Stadt bringen. Alle 200 Meter ist eine Haltestelle eingeplant, an der zugestiegen werden kann. 1.500 Ziele sind über die Bahn erreichbar, die elektronisch eingegeben werden können.
Ein sehr interessantes Versuchsprojekt führt das unabhängige Masdar Institute of Science and Technology durch. Es bietet Studenten die Möglichkeit, in Masdar zu leben und durch das Energieverhalten Daten für Planung von ökologischen Städten zu ermitteln. Bereits 100 Menschen bewohnen die Appartments.
Das Klima in der Wüste stellt die Planer vor besondere Herausforderungen. Um der großen Hitze zu trotzen, erfolgt eine dichte Bebauung, damit die Häuser ganz in arabischer Tradition einander Schatten spenden können. Mit großen Sonnenschutzmatten werden Dächer und Straßen vor der Sonneneinstrahlung geschützt. Grünanlagen und Äcker sollen ebenfalls dazu beitragen, dass die Temperaturen erträglich bleiben. Ein großes Problem sind die Windstürme, die die Solarzellen und Gebäudeteile der Stadt mit feinem Staub bedecken und regelmäßig gereinigt werden müssen.